"Was heißt hier falsche Richtung,
Sie wissen doch gar nicht wohin ich will"
Meiner Ansicht nach benötigt man zum Autofahren neben dem Führerschein und einem Auto, einen gesunden Menschenverstand ohne Sozialneid, gutes Sehen, Beweglichkeit und bereits für alltägliche Autofahrten ein gewisses Gefühl bzw. Talent. Einfache Kenntnisse über Fahrphysik und -dynamik würden auch nicht schaden.
Denn mit einem Auto kann man sich und andere gefährden, verletzen und töten. Ich finde das sind gute Gründe um sich mit dem Thema Autofahren und den eigentlichen Unfallursachen mal etwas genauer zu befassen.
Obwohl die meisten Sportarten und Hobbies bei weitem nicht so gefährlich wie Autofahren sind, befassen sich die meisten mit letzterem ausführlicher, obwohl sie es meist weniger häufig machen. Für viele Sportarten benötigt man ein gewisses Talent, so wird jemand ohne Ballgefühl nicht viel Freude an Ballsportarten haben und diese bald wieder aufgeben. Hat er etwas Talent dann wird er viel üben um besser zu werden.
Die Weiterbildung der meisten Autofahrer endet mit dem Erhalt des Führerscheines. Jetzt "darf" er schließlich Autofahren, darf, denn mit können hat das noch nicht viel zu tun. Bisher hat er die technische Bedienung eines Kfz und die Verkehrsregeln gelernt. Natürlich lernt man Autofahren nur durch fahren und bekommt dadurch erst seine Fahrpraxis, aber wie viel und wie gut er wird, hängt wiederum von der Fahrweise und dem Interesse am fahren ab.
Wie ein Sportler, der immer mal wieder an seine Grenzen gehen muss um weiterzukommen, muss dies ein Autofahrer ebenso. Warum, ich fahre doch nicht schnell, nur in der Stadt, immer vorsichtig..., was auch alles mit etwas Glück unfallfrei bleiben kann, auch wenn ich kein guter Autofahrer bin und werden will.
Aber darum geht's nicht, es geht um Notsituationen in die jeder zu jeder Zeit geraten kann. Weil jede Notsituation im Auto eine Grenzsituation ist und unabhängig vom Tempo passieren kann. Wenn ich nicht weiß, wie sich ein Auto im Grenzbereich anfühlt und reagiert, dann kann ich in einer Notsituation auch nicht richtig reagieren, weil ich bereits Angst vor den einfachsten Lenkmanövern und vorm bremsen habe... das Auto könnte sich ja überschlagen wenn ich zuviel lenke, ich könnte ins schleudern geraten wenn ich zu stark bremse... und überhaupt, ich bremse doch schon voll...
Letztes Jahr war ich ein paar Mal in der Schweiz. Die haben da wunderschöne, kurvige und gut ausgebaute Landstraßen, aber überall darfst nur 80 km/h fahren, da dachte ich mir schon "Ja, wie wollt ihr so Autofahren lernen, bei diesem Tempo sind das ja keine Kurven mehr". Die Schweizer haben sowieso ein komisches Verhältnis zum Thema Auto, leider aber auch keine bessere Unfallstatistik, denn Tempolimits sind nicht die Lösung. Wenn ich also nur durch die Gegend schleiche, dazu die Bremse immer sehr früh und sanft betätige, werde ich nicht annähernd an irgendeine Grenze kommen... ich bleibe also immer in meiner Komfortzone, was ja auch so sein soll... warum aber passieren dann so viele Unfälle? Meines Erachtens hauptsächlich aus folgenden Gründen:
1. Interesse am Autofahren
...und die fehlende Bereitschaft Autofahren zu wirklich lernen. Der Untertitel dieses Blog heißt "Denn sie wollen nicht wissen was sie tun" und das ist für mich das größte Problem und die Essenz von Unfallursachen. Autofahren ist eine "heilige Kuh" und jeder ist der Beste, Fehler machen immer nur die anderen.
Dann scheint es, vor allem bei den jugendlichen Autofahrer so zu sein, dass Autofahren nicht mehr "In" ist, vielleicht auch aufgrund "grüner" Gedanken. Während zu meiner Führerscheinzeit es nichts wichtigeres gab als 18 zu werden und den Führerschein zu bekommen, berichten mir Fahrlehrer heute, dass ihre Prüflinge einen Prüftermin bekommen und dann sagen "ach ne, da habe ich eine Party, können wir das nicht verschieben". Ja, die Zeiten ändern sich und Autofahren hat nicht mehr den gleichen Stellenwert wie vor >25 Jahren und deshalb vielleicht auch das wachsende Desinteresse, zumindest sehe ich heute oft junge Fahrer die in dicken Autos durch die Gegend schleichen... das heißt bei mir >10 km/h unter der erlaubten Geschwindigkeit zu bleiben, bei besten Bedingungen. Das hat's früher nicht gegeben... *lach*.
2. Aufmerksamkeit
Autofahren ist keine Nebenbeschäftigung sondern Hauptjob, daher der Titel "Autofahren ODER Zähneputzen". Um beim Autofahren abgelenkt zu sein, bedarf es noch nicht einmal einer Nebentätigkeit wie telefonieren, Zähneputzen (habe ich schon mehrfach selbst beobachtet), essen, lesen, smsen, Kinder beschäftigen, mit den Mitfahrern angeregt unterhalten, usw. All diese Tätigkeiten erhöhen die Reaktionszeit im Notfall genauso wie nur in Gedanken sein, jeder kennt diese "Traumphasen" wo man sich hinterher fragt "war die Ampel jetzt wirklich grün" oder "huch, die Abfahrt ist ja schon da" usw., und dies nur weil ich mit meinen Gedanken woanders war und mich somit nicht mehr auf's fahren konzentriert habe.
Mit meiner uneingeschränkten Aufmerksamkeit auf den Straßenverkehr kann ich übrigens nicht nur Notsituationen rechtzeitig erkennen und somit vermeiden, ich erkenne auch Radarkontrollen und Abstandsmessungen sehr viel früher wenn ich konzentriert und vorausschauend unterwegs bin.
3. Blickführung
Der Mensch bewegt sich auf einer Blickschiene, er kann nur dahin gehen oder fahren wohin er auch sieht. Als Motorradfahrer kann ich keine Linkskurve fahren und dabei rechts die Landschaft betrachten. Bei Autofahren geht das aber bei vielen, gerade in Urlaubsgebieten muss man ja die Sehenswürdigkeit aus dem Auto betrachten und wenn man dabei auch nur noch mit 50 km/h auf der Landstraße unterwegs ist, ich habe ja schließlich Urlaub und die anderen die hier leben... . Und schonmal bemerkt, kurz bevor man dann im Gegenverkehr oder auf dem Bankett ist, reißt man das Lenkrad schnell wieder rum... Blickschiene!!
Auch sehr beliebt ist es, dem Beifahrer in die Augen zu sehen wenn man mit ihm redet, das gehört schließlich zur Höflichkeit... ja schon, aber bitte nicht beim Autofahren. Wohin sieht denn der Beifahrer wenn ihn der Fahrer während dem fahren ansieht? Ja genau, der sieht nach vorne, denn wenigstens einer sollte noch dort hin sehen wohin man fahren will. Manche drehen sich sogar um, um mit den Passagieren auf der Rückbank zu reden oder nach den Kindern zu sehen. Wenn in solchen Momenten vor euch irgendetwas unerwartetes geschieht, seid ihr mitten in einer Notsituation.
Auch sehr beliebt ist es, dem Beifahrer in die Augen zu sehen wenn man mit ihm redet, das gehört schließlich zur Höflichkeit... ja schon, aber bitte nicht beim Autofahren. Wohin sieht denn der Beifahrer wenn ihn der Fahrer während dem fahren ansieht? Ja genau, der sieht nach vorne, denn wenigstens einer sollte noch dort hin sehen wohin man fahren will. Manche drehen sich sogar um, um mit den Passagieren auf der Rückbank zu reden oder nach den Kindern zu sehen. Wenn in solchen Momenten vor euch irgendetwas unerwartetes geschieht, seid ihr mitten in einer Notsituation.
Ihr müsst immer dort hin schauen wohin ihr fahren wollt und wenn's sein muss aus dem Seitenfenster wenn's dort weitergeht. In einer Notsituation gilt, wenn ihr das Hindernis anschaut dann trefft ihr es auch... 100%. Zum Thema Ausweichen werde ich noch einen eigenen Post verfassen.
Wenn ihr Punkt 2 & 3 beachtet, dann habt ihr die besten Chancen gar nicht erst in eine Notsituation zu geraten.
4. Das Ballgefühl beim Autofahren
Zum Autofahren gehört unbedingt räumliche Sehfähigkeit und die Einschätzung von Abständen und Geschwindigkeiten dazu. Ich muss wissen ob mir der Platz zum überholen ausreicht, ob ich durch die Lücke passe, ob ich noch vor dem dahinter kommenden Fahrzeuge rausfahren kann ohne diesen zu behindern, usw. Das sind leider, wie auch ein guter Orientierungssinn, Eigenschaften die größtenteils angeboren sind und kaum erlernt werden können.
Genauso muss ich fühlen können, was macht mein Auto unter mir, hat sich zB im Winter der Reibwert unter den Rädern verändert oder kann ich so schnell durch die Kurve fahren, befindet sich mein Auto schon im Grenzbereich... usw.. Wenn ich kein gutes "Auge" und kein "Gefühl" habe, dann bin ich entweder immer zu schnell oder als rollende Schikane unterwegs.
Leider kann man beides nur schwer weiterentwickeln wenn es nicht angeboren ist. Daher der Vergleich zum Sport/Hobby, so wie nicht jeder für jeden Sport geeignet ist, ist auch nicht jeder zum Autofahren geeignet... klingt hart und ist es auch.
Genauso muss ich fühlen können, was macht mein Auto unter mir, hat sich zB im Winter der Reibwert unter den Rädern verändert oder kann ich so schnell durch die Kurve fahren, befindet sich mein Auto schon im Grenzbereich... usw.. Wenn ich kein gutes "Auge" und kein "Gefühl" habe, dann bin ich entweder immer zu schnell oder als rollende Schikane unterwegs.
Leider kann man beides nur schwer weiterentwickeln wenn es nicht angeboren ist. Daher der Vergleich zum Sport/Hobby, so wie nicht jeder für jeden Sport geeignet ist, ist auch nicht jeder zum Autofahren geeignet... klingt hart und ist es auch.
Hierzu wünsche ich mir einen besseren Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel, damit die Leute vor allem in ländlichen Gebieten nicht mehr Autofahren müssen.
5. Angepasste Geschwindigkeit
Unfallursache Nr. 1 kommt bei mir erst jetzt. Ich unterscheide auch zwischen Raser und Schnellfahrer. Ein Raser fährt ungeachtet der Verkehrssituation, seiner Fähigkeiten und die seines Fahrzeuges schnell. Ein Schnellfahrer fährt dann schnell, wenn es die Situation erlaubt, er es kann und er macht es aus purer Freude am Fahren und nicht um irgendetwas zu demonstrieren oder aus Eile.
Eine angepasste Geschwindigkeit kann ich meines Erachtens erst dann wählen wenn ich weiß wo die Grenzen meiner Fahrkünste und die meines Autos liegen. Meistens geht erst das Talent aus und dann die Straße. Gerade die modernen Fahrzeuge haben mit ihren elektronischen Regelsystemen noch ein paar Reserven um etwaige Fahrfehler auszugleichen. Physikalische Gesetzmäßigkeiten können sie allerdings auch nicht außer Kraft setzen. So gibt es Fahrer die zwar schnell, aber sicher unterwegs sind weil sie genau wissen, was sie und ihr Fahrzeug können. Zudem sind Schnellfahrer nach meiner Erfahrung immer konzentriert unterwegs. Und ich kenne Langsamfahrer neben denen ich Angstzustände bekommen würde, weil sie zwar langsam aber unaufmerksam unterwegs sind.
Die meisten meiner Beifahrer auf Langstrecken waren erst ängstlich und dann schliefen sie bald ein... nein, nicht weil sie's wach nicht ertragen konnten... sie fühlten sich immer sehr schnell sicher, trotz des ungewohnt hohen Tempos. Natürlich gibt's auch die, die immer Angst haben, vor allem in Kurven, denen fehlt meiner Erfahrung nach das "Ballgefühl" für's Autofahren, daher können sie die Situation nie richtig einschätzen und fühlen sich entsprechend unwohl.
6. Toleranz und Rücksichtnahme
StVO §1 besagt
(1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.
(2) Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.
Mittlerweile ist es leider so, dass der wirklich gute Autofahrer ständig bestraft wird und unter der Masse der weniger guten Autofahrer zu leiden hat. Eigentlich müsste es einen Bußgeldkatalog für nachweisbar gute Autofahrer geben und einen für die anderen. Leider wird die Fahrerqualität aber in keiner Weise mit berücksichtigt.
Die Masse der Autofahrer hat überhaupt keine Ahnung wie sehr die guten Fahrer Rücksicht auf sie nehmen, obwohl sie von diesen permanent behindert werden. Ich behindere keinen beim langsam fahren und möchte somit auch nicht beim schnell fahren mehr als notwendig behindert werden.
Stellt euch mal folgende Situation vor; ich fahre auf der Landstraße einem Auto mit 80 km/h hinterher obwohl 100 km/h erlaubt sind. Überholen geht nicht wegen starkem Gegenverkehr. Nach ca. 5 Minuten denke ich mir "so, jetzt bin ich dein Tempo gefahren und jetzt fahren wir die nächsten 5 Minuten mal 100" und schiebe das 'Auto vor mir an.
Im DTM Fahrerlager gibt's eine Geschichte von einem etwas cholerischen Teamchef der vor langer Zeit mal auf der Autobahn einen Citroën 2CV, also eine Ente anschob, bis die Ente ein für sie bis dahin unerreichtes Tempo von 170 km/h erlangte. Das fand der Entenfahrer gar nicht lustig, selbstverständlich bekam der Drängler seine Strafe.
Stellt euch mal folgende Situation vor; ich fahre auf der Landstraße einem Auto mit 80 km/h hinterher obwohl 100 km/h erlaubt sind. Überholen geht nicht wegen starkem Gegenverkehr. Nach ca. 5 Minuten denke ich mir "so, jetzt bin ich dein Tempo gefahren und jetzt fahren wir die nächsten 5 Minuten mal 100" und schiebe das 'Auto vor mir an.
Im DTM Fahrerlager gibt's eine Geschichte von einem etwas cholerischen Teamchef der vor langer Zeit mal auf der Autobahn einen Citroën 2CV, also eine Ente anschob, bis die Ente ein für sie bis dahin unerreichtes Tempo von 170 km/h erlangte. Das fand der Entenfahrer gar nicht lustig, selbstverständlich bekam der Drängler seine Strafe.
Wären nur noch die talentierten, guten Autofahrer unterwegs, dann wären die Straßen logischerweise leerer und wir bräuchten hauptsächlich nur noch Wegweiser - ein guter Autofahrer weiß auch ohne Schilder wann er wo wie fahren kann.
Tempolimits sind nicht die Lösung wie man an der Unfallstatistik in tempolimitierten Ländern sehen kann, Bußgelder und Punkte kommen hauptsächlich der Staatskasse zugute, tragen aber nicht wesentlich zur Verkehrssicherheit bei. Und die passive Sicherheit ist bei den modernen Fahrzeuge schon so hoch, dass man vermeintlich fast nicht mehr selbst fahren muss.
Wirklich nachhaltig wäre nur eine bessere Fahrausbildung, was aber Geld kostet und somit keine Lobby hat und der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, was jedoch auch aus Kostengründen keine Lobby findet.
Also bleibt alles wie es ist und meine Worte haben höchstens einen Unterhaltungswert. ;-))
Wirklich nachhaltig wäre nur eine bessere Fahrausbildung, was aber Geld kostet und somit keine Lobby hat und der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, was jedoch auch aus Kostengründen keine Lobby findet.
Also bleibt alles wie es ist und meine Worte haben höchstens einen Unterhaltungswert. ;-))
Trotzdem wäre es schön, wenn sich mal wieder mehrere den Thema Autofahren auseinandersetzen würden und vielleicht mal ein Fahrertraining besuchen.
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